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Trockene Kopfhaut? Was wirklich hilft!

Erfahren Sie was bei trockener Kopfhaut – die Folge und äußere Anzeichen sind in vielen Fällen weiße Schuppen und Juckreiz – wirklich hilft und warum spezielle Shampoos alleine bei diesen Hauptanliegen oftmals nicht die erhoffte Lösung sind. Hinweis! Bei nässender Kopfhaut oder fettigen, gelben Schuppen sollten Sie hier weiterlesen.

Das hilft bei trockener Kopfhaut, Juckreiz und Schuppen!

Warum die Kopfhaut austrocknet

Trockene Haut entsteht, wenn die Hautbarriere geschädigt ist – entweder weil die Zellen der Oberhaut nicht fest genug zusammenhalten oder weil zu wenig Hauttalg gebildet wird. Oft werden die Veränderungen durch äußere Einflüsse verursacht, etwa durch eine ungeeignete Pflege. So können zu aggressive Haarshampoos mit alkalischen Seifen (pH-Wert > 7) die Hautbarriere schwächen; alkoholhaltige Pflegeprodukte trocknen die Kopfhaut zusätzlich aus. Manche Menschen reagieren auch empfindlich auf zu warmes Waschwasser, heiße Föhnluft oder den schnellen Wechsel zwischen warmem und kaltem Wetter. Auch Stress, Hormonschwankungen und bestimmte Ernährungsweisen können sich auf die Kopfhaut auswirken.

Darstellung einer gepflegten und gesunden Kopfhaut, mit schützender Talgschicht gegen Allergene und Reizstoffe sowie ausreichender gespeicherter Feuchtigkeit.

Darstellung einer trockenen Kopfhaut (rissig, gestörte Hautbarriere), in die Reizstoffe oder Allergene eindringen können (Folge u.a. Juckreiz sein) und die zu vermehrter Sichtbarkeit von weißen Schuppen führen kann.

Warum sich auf der Kopfhaut Schuppen bilden

Schuppen sind tote Hautzellen, die während des natürlichen Erneuerungsprozesses der Haut abgestoßen werden. Sie finden sich deshalb auch auf gesunder Haut – jeder Mensch produziert Kopfschuppen! Wenn vermehrt Hautzellen abgestoßen werden, kann das auf ein Problem mit der Kopfhaut hindeuten. Weltweit geht man davon aus, dass etwa die Hälfte der Erwachsenen – Männer häufiger als Frauen – von einer vermehrten Schuppenbildung betroffen sind. Zwar sind Kopfschuppen in der Regel harmlos, doch der Leidensdruck der Betroffenen ist oft groß, da die Schuppen in den Haaren sichtbar sein oder auf die Kleidung rieseln können, was optisch nicht erwünscht ist.

Grundsätzlich muss man zwischen zwei Arten von Schuppen unterscheiden: die trockenen und die fettigen Schuppen. Trockene und fettige Schuppen lassen sich bereits optisch gut voneinander unterscheiden. Kleine, weiße Schuppen sind ein Anzeichen für eine zu trockene Kopfhaut. Fettige Schuppen sehen dagegen talgig-gelblich aus; sie sind meist deutlich größer als trockene Schuppen und bleiben im Haar kleben. Typischerweise treten sie auf, wenn Kopfhaut und Haaransatz stark fetten. Bei nässender Kopfhaut oder fettigen, gelben Schuppen sollten Sie hier weiterlesen.

Abbildungen: Extreme Formen einer trockenen, schuppenden Kopfhaut, häufig einhergehend mit Juckreiz

Trockene Kopfhaut als Ursache für Juckreiz

Juckreiz der Kopfhaut (Pruritus capillitii) ist kein definiertes Krankheitsbild, aber dafür ein Symptom verschiedenster Erkrankungen. Häufig ist ganz einfach Hauttrockenheit die Ursache für den Juckreiz. Diese kann anlagebedingt aufgrund einer allgemein trockenen Haut sein oder durch die Verwendung eines ungeeigneten Haarshampoos oder anderer Pflegeprodukte, insbesondere alkoholhaltiger, zustande kommen. Aber auch verschiedene Hautkrankheiten (Dermatosen) wie die atopische Dermatitis oder eine Schuppenflechte (Psoriasis) sind durch trockene Haut gekennzeichnet. Weitere Informationen zu Hauterkrankungen auf der Kopfhaut und zu juckender Kopfhaut können Sie hier nachlesen.

Auf aggressive Pflegeprodukte inklusive Shampoos verzichten

Wenn die Hautbarriere wiederhergestellt ist und weniger Feuchtigkeit über die Haut verloren geht, verschwinden in der Regel sowohl die Schuppen, als auch der Juckreiz. Bei trockenen Schuppen ist deshalb die richtige Feuchtigkeitspflege von entscheidender Bedeutung. Im ersten Schritt sollte auf austrocknende, alkoholhaltige Pflegeprodukte verzichtet werden. Auch viele Haarshampoos sind für eine trockene Kopfhaut zu aggressiv oder enthalten reizende Inhaltsstoffe wie Duft- und Farbstoffe, Cocamidopropylbetain, PEG-Emulgatoren, Silikone und Mineralöle. Statt alkalischer Produkte sollten welche mit hautneutralem pH-Wert von 5,5 bis 6 verwendet werden. Für eine sanfte Reinigung können milde Zuckertenside zum Einsatz kommen. Auch Produkte mit einer milden Antischuppen-Wirkung sind geeignet, während aggressivere schuppenlösende Wirkstoffe wie Salizylsäure in der Regel nicht nötig sind.

Der Kopfhaut Feuchtigkeit zuführen - auf die Kontaktzeit kommt es an

Shampoos für trockene Kopfhaut enthalten oft Inhaltsstoffe, die die Hautfeuchte verbessern und den Juckreiz lindern sollen. Allerdings bleibt ein Shampoo immer nur während der Dusche auf der Kopfhaut eine kurze Einwirkzeit kann aber nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Hilfreicher sind deshalb Ölbäder oder Lotionen, die längere Zeit – am besten über Nacht – auf der Haut bleiben können. Besonders gut dafür geeignet sind Öl-in-Wasser-Emulsionen, die sich leicht auftragen lassen, schnell einziehen und nicht fetten und deshalb nicht ausgewaschen werden müssen.

Vergleich von zwei in der Praxis häufig empfohlenen Möglichkeiten der Feuchtigkeitspflege hinsichtlich der Kontaktzeit mit der Kopfhaut:​

Rückfettendes Shampoo Lotion
Wird spätestens nach 6 - 11 Minuten ausgewaschen (entspricht der durchschnittlichen Duschdauer in Deutschland)* Ohne Auswaschen bis zu 10 Stunden (z.B. über Nacht)

„In meiner Praxiserfahrung erzielen Patient:innen bei der Feuchtigkeitspflege der Kopfhaut durch die Verwendung einer Lotion einen schnelleren und nachhaltigeren Behandlungserfolg als durch die Anwendung spezieller Shampoos. Meine Vermutung ist, dass dies an der längeren Einwirkzeit auf der Kopfhaut liegt z.B. durch ein Einwirken der Lotion über Nacht.“

Prof. Dr. med.

Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Gründungsmitglied des Dermatologie-Portals derma.plus

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Wenn nur ein Arztbesuch hilft: Wirkstoff und Pflege im Wechsel

Ist die Haut sichtbar entzündet oder hat sich sogar ein Austrocknungsekzem entwickelt, reicht eine Feuchtigkeitspflege alleine nicht mehr aus. Hier kann nur eine antientzündliche Therapie Linderung bringen. Zum Einsatz kommt dafür beispielsweise Prednicarbat, ein Kortikosteroid der Wirkklasse III. Therapiebegleitend bleibt aber eine feuchtigkeitsspendende Basispflege der Kopfhaut wichtig, da die Beschwerden sonst nach Beendigung der antientzündlichen Therapie schnell wiederkehren. In der Praxis hat sich eine antientzündliche Intervallbehandlung (Abbildung) bewährt: Dazu wählt der Hautarzt eine geeignete wirkstofffreie Basispflege aus und verordnet eine Kortikosteroid-Rezeptur, die in der Apotheke in die ausgewählte Feuchtigkeitspflege gemischt wird. Dieses Steroidpräparat wird über Nacht aufgetragen, bis der Patient beschwerdefrei ist. Das Steroid wird zunächst viermal die Woche angewendet und abschließend nur noch einmal die Woche. Um die Heilung der Kopfhaut zu unterstützen, sollte an den wirkstofffreien Tagen weiterhin über Nacht die Feuchtigkeitspflege aufgetragen werden. Auch nach der Abheilung sollte die Kopflotion regelmäßig zweimal pro Woche verwendet werden, um die Hautbarriere zu stärken und einen Rückfall zu verhindern.

Psoriasis capitis mittellamellöse, gelblich-weissliche Schuppen auf geröteter Kopfhaut.

Atopisches Kopfekzem, weiße Schuppen auf geröteter Kopfhaut einhergehend mit Juckreiz.

Tinea capitis, eine Pilzinfektion, die am häufigsten bei Kindern auftritt, aber an der auch Erwachsene erkranken können.

Weiße, trockene Kopfschuppen oder Kopfjucken als Symptom von Hautkrankheiten

Trockene Kopfschuppen können auch als Symptom der atopischen Dermatitis (früher Neurodermitis genannt) und der Schuppenflechte (Psoriasis) auftreten. Bei der Schuppenflechte werden übermäßig viele Hautzellen neu produziert. Diese bilden regelrecht weiße Schuppenpanzer auf geröteter und entzündeter Haut, die stark juckt. Die atopische Dermatitis entsteht dagegen durch ein Zusammenspiel aus gestörter Hautbarriere und fehlgesteuertem Immunsystem, das übermäßig auf an sich harmlose Stoffe reagiert, die durch die gestörte Hautbarriere eindringen. Bei diesen Krankheiten muss eine konsequente Behandlung mit stark wirksamen Kortikosteroiden durchgeführt werden. Ein Vorteil ist, dass auf der Kopfhaut eine häufige Nebenwirkung starker Kortikosteroide – die Hautatrophierung – nicht beobachtet wird.

Auf einen Blick

Empfehlungen bei trockenen, weißen Schuppen

Hinweis: bei geröteter, entzündeter Kopfhaut den Arzt, wenn möglich einen Dermatologen, aufsuchen. Fragen Sie den Arzt bei verordneten Kortisonsalben und -tinkturen (z.B. bei einem atopischen Kopfekzem) nach einer begleitenden Feuchtigkeitspflege. Ansonsten kann die Kopfhaut während der Therapie weiter austrocknen, so dass Juckreiz und Schuppenbildung nach Abschluss der Therapie wiederkehren.

Literatur:

  • Bio Med Res Internat 2019;1268430; 1-11
  • L. J. Borda, T. C. Wikramanayake (2015). Seborrheic Dermatitis and Dandruff: A Comprehensive Review. J Clin Investig Dermatol., doi: 10.13188/2373-1044.1000019.